Darmstädter Echo vom 26.04.2004:

Mit ernster Schlichtheit

DARMSTADT. Einen exzellenten Klavierabend auf hohem Niveau gestaltete am Samstag die einundzwanzigjährige Armenierin Lusine Khachytryan auf Einladung der Chopin-Gesellschaft im Darmstädter Kennedyhaus. Schon mit der Beethoven-Sonate op. 110 As-Dur zu beginnen, schien gewagt. Nicht hier. Die Künstlerin stellte eine klar durchdachte, klanglich einfühlsame, nicht die einzelnen Sätze, sondern das Gesamtwerk erfüllende Interpretation dieser vorletzten Klaviersonate des Meisters vor und traf genau die gewollte Schlichtheit des Werkes. Dabei sparte sie nicht an zupackendem Elan, gerade in der die Sonate krönenden Fuge. Ausgleichend gegenüber dem Ernst dieser ersten halben Stunde standen die feinsinnigen Liszt-Adaptionen zweier Schubert-Lieder „Ständchen“ und „Erlkönig“, die man bei diesem Vortrag gerne mitgesungen hätte, so traf die Künstlerin beide Intentionen.
Nach der Pause galt die Reverenz Chopin: Die Ballade Nr. 1 g-moll op.23 und die Sonate Nr. 2 b-moll op. 35 gaben einen Eindruck von dem intensiven Studium der jungen Pianistin in diesem speziellen Genre. Der „Marche funébre“ in der Sonate blieb der Kerngedanke dieser Chopin-Darstellung. Der brillant vorgetragene 4. Satz fand sein entzückendes, ganz klar strukturiertes Pendant in einer E-Dur-Sonate Domenico Scarlattis als Zugabe. Sehr viel Beifall.

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