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10.09.2004 ABSCHLUSSKONZERT MEISTERKURS
 

Darmstädter Echo vom 13.09.2004:

Abschluss bei Kerzenschein

DARMSTADT. Es gehört zu den schönen Traditionen der Chopin-Gesellschaft, die Darmstädter Meisterkurse mit einem festlichen Konzert bei Kerzenschein in der Orangerie abzuschließen. Diesmal traten acht junge Pianisten an, um zu präsentieren, was sie in dem einwöchigen Lehrgang bei Renate Kretschmar-Fischer gelernt haben.

Das Niveau der Darbietungen war erfreulich hoch, wobei ein Akzent auf dem Streben nach technischer Brillanz lag. Die in Rumänien geborene Roxana Stefanescu mit Liszts „Waldesrauschen“, die Japanerin Aki Oishi mit der Tarantella aus Liszts Zyklus „Venezia e Napoli“ und der Brasilianer Felipe Valério mit Chopins großer Es-Dur-Polonaise gaben Beispiele einer gepflegten Virtuosität, die sich mit musikantischem Schwung verband. Wenn es um gehaltvollere Werke ging, zeigte sich bei einigen Teilnehmern ein Problem beim Aufbau größerer Spannungsbögen. Trotz aller Anschlagskunst zerfiel die d-Moll-Chaconne von Bach-Busoni unter den Händen der in Usbekistan geborenen Oxana Schmiedel zu sehr in Einzeletappen, und der Taiwanesin Ya-En Lee fehlte es etwas an der vom Komponisten geforderten Leidenschaft, um den ersten Satz der C-Dur-Fantasie Schumanns in seiner tiefen Poesie zu erfassen. Ein wenig brav, wenn auch solide musiziert klangen zwei Sätze der Sonate von Grieg in der Wiedergabe durch die Türkin Yesim Gökalp.

Die Japanerin Akemi Ueda bewies ihre künstlerische Spannweite mit einer bravourösen Version von Debussys „Feux d’artifice“ und einer fesselnden Deutung der Beethoven-Sonate op. 109. Annika Treutler, mit vierzehn Jahren die jüngste Teilnehmerin, begeisterte dank ihrer natürlichen Musikalität und ihres fein dosierten Anschlags mit Schuberts B-Dur-Impromptu, dessen Variationenreihe sie farbig auffächerte. Es gab starken, aufmunternden Applaus für alle acht Mitwirkenden und dankbaren Beifall für die Dozentin.

tp 13.9.2004

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