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22.01.2005 SUNWOOK KIM
 

Darmstädter Echo vom 24.01.2005:

Ausgefeilte Technik

Neujahrskonzert: Großer Beifall für den jungen koreanischen Pianisten Sunwook Kim

DARMSTADT. Beim Neujahrskonzert der Chopin-Gesellschaft stellte sich am Samstag im Darmstädter Kennedy-Haus der erst siebzehn Jahre alte Koreaner Sunwook Kim vor, der im vergangenen Jahr den renommierten Ettlinger Wettbewerb für junge Pianisten gewonnen hat. Mit seinem anspruchsvollen Programm bewies er seine ausgefeilte Technik, ausgeprägten Klangsinn und musikantisches Temperament.

In Ferruccio Busonis klanggewaltiger Bearbeitung der d-Moll-Chaconne von Bach betonte Kim die romantisch-virtuosen Elemente. Man vermisste nur den gleichmäßigen Pulsschlag, der es ermöglicht, einen großen Bogen übers Werk zu schlagen; so zerfiel es in eine Folge reizvoller Episoden. Beethovens f-Moll-Sonate op. 57 „Appassionata“ war in ihrem leidenschaftlichen Charakter zutreffend dargestellt. Sunwook Kim betonte die scharfen dynamischen Kontraste, ließ es aber öfter an den Zwischenstufen fehlen, die den Steigerungswellen mehr innere Spannung geben könnten.

Der zweite Programmteil war Chopin gewidmet. Ausgewählte Etüden und Nocturnes ging der Pianist mit Schwung und sehr persönlicher Sicht an. Auch wenn es ein wenig an federnder Eleganz fehlte, gefielen die lyrische Ausprägung der Melodik und der Sinn für harmonische Reize. Auf die dramatisch zugespitzte f-Moll-Fantasie folgte die Grande Polonaise brillante mit dem vorgeschalteten Andante spianato. Hier demonstrierte der hochbegabte junge Pianist noch einmal seine Fingerfertigkeit und rhythmische Aggressivität. Nach begeistertem Beifall der vielen Zuhörer spielte er den e-Moll-Walzer als Zugabe.

Klaus Trapp
24.1.2005

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