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29.09.2005 SINFONIEKONZERT
 

Darmstädter Echo vom 01.10.2005:

Festkonzert der Chopin-Gesellschaft

DARMSTADT. Einen Beitrag leisten, das Eis zwischen zwei Machtblöcken zum Schmelzen bringen – das war wohl eines der Ziele, die der polnische Pianist Maciej Lukaszczyk 1970 vor Augen hatte. Damals gründete er die Chopin-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland in Darmstadt, mit der er auch Nachwuchspianisten fördern wollte. 16 Meisterkurse sowie sieben internationale Wettbewerbe gehören zur Bilanz des 35 Jahre langen Wirkens.
Am Donnerstag gab es in der Darmstädter Orangerie das erste von drei Festkonzerten. Es wurde jedoch nicht mit Chopin, sondern mit Mozarts Salzburger Sinfonie Nr. 1 (KV 136), eröffnet. Mozart sei eben der Lieblingskomponist von Chopin gewesen, sagte Lukaszczyk.
Das deutsche Kammerorchester Frankfurt unter der Leitung von Rista Savic gestaltete das Stück abwechslungsreich, arbeitete die Oboen- und Hornstimmen schön heraus. Dennoch gab es bei den Satzanfängen immer wieder Irritationen im Tempo. Bei Chopins Klavierkonzert f-Moll op. 21 fanden Orchester und Pianist nicht immer zusammen, was vielleicht an einer knappen Probenzeit gelegen haben mag.
Der Pianist Eugen Indjic selbst hinterließ einen souveränen Eindruck. Seine Hände wühlten sich die Tastatur hinauf und hinunter, manchmal streichelten sie auch nur darüber, entlockten polternde Kaskaden im ersten Satz ebenso mühelos wie die schwelgerisch-wehmütigen Melodien im Larghetto. Als Preisträger des internationalen Chopin-Wettbewerbs in Warschau 1970, dem Gründungsjahr der Darmstädter Chopin-Gesellschaft, wurde er an diesem Abend zum Botschafter des Chopinschen Werkes. Ein Kleinod schuf Indjic mit seiner Zugabe: Debussys „Feux d’artifice“.
Wie eine Filmmusik spielten die Streicher Elgars Serenade für Streichorchester f-moll. In Schuberts 5. Sinfonie B-Dur hatte sich das Orchester gut zusammengefunden. Transparent wanderten die Motive durch die Stimmen. Das Wechselspiel zwischen Bläsern und Streichern deckte viele klangliche Facetten auf, was die Zuhörer gut honorierten.

cn
1.10.2005

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