Sie sind hier: Kritiken  

13.05.2006 KLAVIERABEND SOFJA GÜLBADAMOVA
 

Darmstädter Echo vom 15.05.2006:

Poesie und Brillanz

Klavierabend: Die Pianistin Sofja Gülbadamova im Darmstädter Kennedyhaus

DARMSTADT.
Als Fünfjährige erhielt sie Klavierunterricht an der russischen Gnessin-Spezialmusikschule, als Elfjährige begann sie ihre Konzertkarriere, und nun stellte sie sich als Fünfundzwanzigjährige mit einem hochkarätigen Programm bei der Chopin-Gesellschaft im Darmstädter Kennedyhaus vor: die in Moskau geborene Pianistin Sofja Gülbadamova, die seit 1996 in Deutschland lebt.

Im ersten Programmteil spielte sie vier Impromptus op. 90 und die Sonate H-Dur op. 147 von Schubert mit Sinn für die Poesie der Stücke, aber auch mit sichtlicher Freude an der Brillanz, die in den schnellen Sätzen angelegt ist. In der Sonate kostete sie die überraschenden harmonischen Wendungen aus. Wenn auch die Gesamtwirkung ein wenig blass blieb, dann lag das zum einen an der Strenge ihrer Gestaltung, zum anderen daran, dass sie die leisen Passagen allzu häufig abdämpfte.

Einen überzeugenderen Eindruck vermittelte ihre Interpretation der vier Scherzi von Chopin. Hier ging sie mit beachtlicher Virtuosität, Temperament und Sensibilität ans Werk. Sie traf sicher den balladesken Ton und arbeitete die Steigerungen mitreißend heraus. Beeindruckend war auch die Kontrastierung von dramatischen und lyrischen Abschnitten. Das populäre zweite Scherzo b-Moll op. 31 hatte sie zielsicher an den Schluss gestellt, so dass die Zuhörer zu kräftigem Applaus herausgefordert wurden. Gülbadamova bedankte sich mit der Zugabe eines Rachmaninow-Stücks.

Klaus Trapp
15.5.2006

zurück