Glasklarer Anschlag Chopin-Gesellschaft: Die japanische Pianistin Mayuko Miyata spielt im Kennedy-Haus
DARMSTADT. Bereits vor einem Jahr machte die japanische Pianistin Mayuko Miyata beim Europäischen Chopin-Klavierwettbewerb auf sich aufmerksam. Auf Einladung der Chopingesellschaft gab die 1981 geborene Musikerin am Samstag nun einen Solo-Klavierabend im Darmstädter Kennedyhaus. Zur Eröffnung des Konzerts im vollbesetzten Saal spielte sie drei frühe Sonaten von Domenico Scarlatti. Mit glasklarem Anschlag ließ sie die originellen Klangfarben und reichen Modulationen der Barockwerke aufleuchten und verlieh den fantasievollen Motiven prägnante Konturen. Trotz der gestochenen Präzision wirkte ihre Interpretation dabei nie unterkühlt: Mayuko Miyata bestach mit einer wohltuend reinigenden Klarheit.
Ohne romantischen Weichzeichner gestaltete sie auch Franz Liszts pianistisches Artistenstück „La Campanella“ aus den Paganini-Etüden. Hier wirkte die unnachgiebige Prägnanz ihres Anschlags jedoch eher störend, da die Pianistin den perlenden Läufen der Melodielinie unnötige Schärfe gab. Momente anrührender Zartheit gelangen Mayuko Miyata hingegen in Alberto Ginasteras „Danzas Argentinas“, deren farbenreiche Kontraste sie virtuos auskostete. Mit subtilen dynamischen Aufstufungen empfahl sich Mayuko Miyata auch als feinfühlige Interpretin der Werke Frédéric Chopins. Großes Fingerspitzengefühl bewies sie besonders in den eindringlichen Pianostellen der g-Moll-Ballade op. 23. Den über die gesamte Tastatur hinwegbrandenden dramatischen Höhepunkten des Werkes fehlte es jedoch mitunter noch an übergreifender Ordnung an konsequenter Phrasierung.
Ganz in ihrem Element war sie dann in Chopins viersätziger h-Moll Sonate op. 58. Die harmonischen Geniestreiche des Komponisten innerlich voraushörend, schuf die Solistin aus leuchtenden Farben und fließenden Linien ein Klanggemälde von großer Intensität.