Geordnete Flut Neujahrskonzert: Ji-Yeoun You aus Südkorea bei der Chopin-Gesellschaft im Kennedyhaus
DARMSTADT. Auf große Publikumsresonanz stieß das Neujahrskonzert der Chopin-Gesellschaft am Samstag im vollbesetzten Kennedyhaus. Solistin des Klavierabends war die Pianistin Ji-Yeoun You. Mit kraftvoll prägnantem Anschlag gestaltete sie zum Konzertauftakt Ludwig van Beethovens von scharfen Kontrasten geprägte Fantasie in H-Dur. Peitschende Prestoläufe trafen in schroffem Wechsel auf Momente äußerster Zartheit. Leidenschaftlich kreierte die junge Pianistin die unterschiedlichen Stimmungen des rastlos zwischen den Extremen schwankenden Werkes.
Einer romantischen Erzählung voller Poesie und Klangzauber glich ihre Interpretation der Fantasie in C-Dur op. 17 von Robert Schumann. Trotz der überbordenden Klangfülle der über die Tastatur hinwegbrandenden Steigerungen verlieh Ji-Yeoun You der Komposition eine glasklare Phrasierung. Gleichsam seismographisches Gespür für die richtige Gewichtung der einzelnen Stimmen bewies die mehrfach preisgekrönte Pianistin auch in Chopins berühmter b-Moll-Sonate. In einer perfekten Mischung aus Impulsivität, Temperament und strengem Ordnungswillen bändigte sie die furiose Akkordflut zu klar konturierten Melodielinien.
Einen virtuosen Schlusspunkt setzte die Interpretin mit dem „Mephisto-Walzer“ von Franz Liszt. Explosiv und funkensprühend entluden sich die akrobatischen Kapriolen in einem diabolischen Tastengewitter. Als Zugabe servierte die mit langanhaltendem Beifall bedachte Südkoreanerin Busonis Carmen-Fantasie.