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04.10.2008 MOTOI KAWASHIMA
 

Darmstädter Echo vom 06.10.2008:

Beredte Klangwelten
Klavierabend: Motoi Kawashima zu Gast bei der Darmstädter Chopin-Gesellschaft


DARMSTADT. Als erster Preisträger des Internationalen Schubert-Klavierwettbewerbs sorgte der Japaner Motoi Kawashima 2005 in Dortmund für Aufsehen.

Seitdem ist er in vielen berühmten Konzerthäusern ein gefragter Gast und absolvierte zahlreiche Auftritte bei renommierten Musikfestivals. Auf Einladung der Chopin-Gesellschaft gastierte der in Okayama geborene Konzertpianist am Samstag im Darmstädter Kennedyhaus.

Ein berückender Einstieg gelang ihm mit dem „Impromptu in B-Dur op.142“ von Schubert. Mit weich abgerundetem Anschlag kreierte er die für den Komponisten charakteristische Mischung aus Klangschönheit und untergründiger Dramatik. Die Lippen leicht mitbewegend, als würde er jede Phrase innerlich mitsingen, vertiefte Kawashima sich in die beredte Klangwelt und verlieh der Musik lebendige Kraft und geschmeidige Ausdifferenzierung. Trotz der weich gezeichneten Melodielinien und zart abgestufter Dynamik wurden die emotionalen Tiefen der Musik nicht nivelliert, sondern mit großer Natürlichkeit hervorgehoben.

. Intensive Kontraste prägten Motoi Kawashimas Interpretation von Chopins „Fantasie in f-Moll op. 49“. Mit Nachdruck und Leidenschaft entfaltete er das emotionale Spektrum der Musik, ohne dabei in äußerliches Pathos zu verfallen. Sein ausdrucksvolles, zugleich aber tief verinnerlichtes Spiel vermittelte den Eindruck, einem Zwiegespräch zwischen Interpreten und Komponisten zu lauschen.

Unbeugsamen Gestaltungswillen und meisterhafte Differenzierung verband der Pianist in der Klaviersonate Nr. 3 in f-Moll op. 5 von Brahms. Vom fulminanten Allegro maestoso über das feinsinnige Andante bis zum verstörend heftigen Finale entlockte der Japaner dem Instrument sehr unterschiedliche Stimmungslagen. Und auch in der zeitgenössischen Musik scheint Kawashima zu Hause.

Mit funkensprühender Expressivität gestaltete er Helmut Lachenmanns „5 Variationen über ein Thema von Schubert“. Weich fließende Tonschlieren kontrastierten mit glasklaren, heftig auf die Tastatur gepeitschten Akkorden und prägnant zelebrierten Rhythmen. Seine Leistungen wurden mit großem Beifall bedacht.

Silvia Adler
6.10.2008

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