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22.11.2008 KLAVIERABEND - PROF. SONTRAUD SPEIDEL |
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Darmstädter Echo vom 25.11.2008:
Dem Freunde zu Ehren
Klavierabend: Die Pianistin Sontraud Speidel gastiert im Darmstädter Kennedy-Haus
DARMSTADT. Robert Schumann und Frédéric Chopin verband gegenseitige tiefe Wertschätzung für die kompositorische Leistung des anderen. Beide beeinflussten sich in ihrer musikalischen Entwicklung. Besonderen Gefallen fand der junge Schumann an dem g-Moll Nocturne op.15 Nr. 3 des polnischen Freundes. Er schrieb Variationen über das dessen Hauptthema, die allerdings Fragment blieben.
„Geplant war“, vermutet Sontraud Speidel, Pianistin und Professorin für Klavier an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, „eine mehrsätzige Sonate, in der das gesamte Themenspektrum des Nocturnes verarbeitet wird.“ Musikwissenschaftler Joachim Draheim entdeckte die Variationen über ein Nocturne von Chopin neu und veröffentlichte sie nach behutsamer Bearbeitung. Ihre erstmalige Uraufführung erfuhren sie 1992 unter Speidels Händen.
Liebevoll durch einen kurzen Vortrag eingeleitet, stellte die Pianistin am Samstagabend im Darmstädter Kennedy-Haus beide Werke gegenüber, wobei ersteres kompositorisch schlüssiger und gelungener wirkt. Historisch betrachtet ist es hörenswert, wie Schumann Thema und Harmoniestruktur des Nocturnes aufgreift. In qualitativer Hinsicht hatte es wohl seinen Grund, dass er den Entwurf beiseite legte.
Musikalisch umso spannender waren die populären Kinderszenen op. 15 sowie der Fantasiezyklus Kreisleriana op. 16, die Höhepunkte des Abends. Speidel bot eine unprätentiöse, aber überlegte, reife Interpretation der Werke. Fehlerfrei und souverän meisterte sie die kontrastreichen Stücke, die neben den Sinfonischen Etüden op. 13 zu den anspruchsvollsten Klavierwerken Schumanns zählen.
Mit Klavierstücken Fanny Hensels beendete Speidel das Konzert. Die Werke der älteren Schwester des berühmteren Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy lassen erahnen, über welch herausragendes pianistisches Können sie zu Lebzeiten verfügte. Speidels Engagement für die Musik von Komponistinnen aus dem 19. Jahrhundert spiegelt sich in ihrem Repertoire und verschafft den größtenteils unbekannten Werken nachträgliche Anerkennung.
christian chur 25.11.2008
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