Sie sind hier: Kritiken  

12.09.2009 KLAVIERABEND - CATHERINE GORDELADZE
 

Darmstädter Echo vom 14.09.2009:

Gereinigt von der Melancholie

Klaviermusik: Catherine Gordeladze als Gast der Chopin-Gesellschaft in Darmstadt


DARMSTADT. Die georgische Pianistin Catherine Gordeladze eröffnete am Samstag die Konzertreihe „Junge Meisterpianisten im Kennedy-Haus“. Auf Einladung der Chopin-Gesellschaft war die zweite Preisträgerin des Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs 1999 zum dritten Mal zu Gast in Darmstadt.

Ihre unverwechselbare pianistische Handschrift zeigte sich bereits in den ersten Takten der Sonaten von Domenico Scarlatti. Eine Kombination aus subtilem Feingefühl und Strenge in der Phrasierung verlieh den einsätzigen Werken verblüffende Wirkung: Mit kraftvoll gebündelter Tongebung ließ die Pianistin die Struktur der Sonaten klar akzentuiert hervortreten, hielt dann aber plötzlich inne, um den Akkorden eine träumerische Note zu geben. Den Harmonien nachlauschend, verließ sie immer wieder das Korsett des uhrwerkartigen Metrums und schuf Momente der Ruhe, in denen sie die Klangfarben reizvoll changieren ließ.

Ein musikalischer Geniestreich gelang ihr mit der Interpretation der Es-Dur-Sonate von Joseph Haydn, deren fulminant herausgespieltes Feuerwerk an musikalischen Einfällen und Kontrasten beim Zuhörer den Eindruck erweckte, er würde den Komponisten an diesem Abend neu entdecken. Irrlichternd verbanden sich schlichte volkstümliche Motive mit listig ausgeklügelten Verzierungen, prasselnde Läufe und donnernde Akkordreihen mit schwermütigen, introvertierten Legatophrasen.

Mit sicherem Gespür legte die Interpretin die emotionalen Kraftfelder der Musik offen. Überraschend distanziert wirkte dagegen ihre Interpretation dreier Mazurken von Chopin. Mit brillanter Anschlagstechnik aufpoliert, wirkten die Stücke in ihrer Leuchtkraft wie artifizielle Kunstobjekte hinter Glas. Gereinigt von Chopins melancholischem Klang schienen sie seltsam fremd.

Mit drei furios gespielten „Etüden im Jazz Style“von Nikolai Kapustin sorgte Catherine Gordeladze für einen wirkungsvollen Abschluss, der neugierig auf weitere Werke des hierzulande vollständig unbekannten russischen Komponisten machte.

Silvia Adler
14.9.2009

zurück