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23.01.2010 KLAVIERABEND VLADIMIR VALDIVIA
 

Darmstädter Echo vom 25.01.2010:

Akrobatik mit Gefühl

Neujahrskonzert: Die Chopin-Gesellschaft steht in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen - Vladimir Valdivia im Kennedyhaus
DARMSTADT.

Für die Chopin-Gesellschaft ist 2010 in doppelter Hinsicht ein besonderes Jahr: Die 1970 von dem polnischen Pianisten Maciej Lukaszczyk gegründete Gesellschaft begeht nicht nur den 200. Geburtstags Chopins, sondern feiert auch ihr eigenes vierzigjähriges Bestehen. Anlässlich des Chopinjahres 2010 ist eine Reihe hochkarätiger Klavierabende in der Orangerie und im Kennedyhaus geplant. Gefährdet sind besonders die Meisterkurse für junge Pianisten, die seit 1972 zur Förderung des Nachwuchses regelmäßig im Literaturhaus veranstaltet werden.

Über mangelnden Besucherzuspruch konnte sich die Chopin-Gesellschaft bei ihrem Neujahrskonzert jedoch nicht beklagen: Im überfüllten Kennedyhaus sorgte der aus Peru stammende Pianist Vladimir Valdivia für einen glänzenden Saisonauftakt. Bereits das zu Beginn mit kraftvoll kontrolliertem Anschlag gespielte Adagio in h-Moll KV 540 von Mozart verriet das erzählerische Talent des 1970 geborenen Pianisten. Innigkeit und spieluhrartige Präzision verbanden sich in seiner Interpretation des Albumblatts ,,Für Elise" von Beethoven. Verblüffenden pianistischen Feinschliff, der in seiner Perfektion eher an eine CD-Aufnahme als an einen Live-Auftritt denken ließ, besaßen auch die Impromptus op. 90 von Schubert, die Valdivia mit subtiler Artikulation und auffallend geschickter Phrasierung gestaltete.

Während Chopins Nocturne in Es-Dur bei all seiner drängenden Intensität stets die elegante Contenance wahrte, brach sich Valdivias pianistisches Feuer in den Kompositionen Liszts, Granados und Albeniz' endgültig seine Bahn. Einen furiosen Schlusspunkt setzte der Pianist mit de Fallas ,,Feuertanz". Die als Zugabe gespielte ,,Träumerei" aus Schumanns ,,Kinderszenen" modellierte Valdivia dagegen mit so betörender Reinheit, dass sie das vorausgegangene virtuose Klanggewitter noch in den Schatten stellte.
ade

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