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20.02.2010 KLAVIERABEND JANNE MERTANEN |
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Darmstädter Echo vom 23.02.2010:
Chopin mit Fragezeichen
Als Meister der leisen Zwischentöne empfahl sich der finnische Pianist Janne Mertanen bei seinem Frederic Chopin gewidmeten Klavierabend am Samstag im Kennedyhaus. Der Gewinner des Darmstädter Chopin-Wettbewerbs von 1992 übernahm das Auftaktkonzert einer anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten von der Chopin-Gesellschaft initiierten Jubiläumskonzertreihe, die in diesem Jahr von Preisträgern des seit 1983 bestehenden Wettbewerbs bestritten wird.
Mit weichem, fließendem Anschlag ließ er die zu Beginn gespielten drei Nocturnes op. 9 in zarten Klangfarben aufscheinen. Äußerst sensibel ließ sein dynamisch fein changierendes Spiel die Melodielinie betörend klar hervorleuchten, um sie gleich darauf wieder kunstvoll zu verwischen. In zartestes Piano gehüllt, schien die Chopins Nocturnes innewohnende Melancholie in weite Fernen entrückt, um schon in der nächsten Phrase umso intensiver hervorzutreten.
Nicht minder differenziert gestaltete der Pianist auch die beiden Polonaisen op. 26,1 und op. 4,2, deren leidenschaftliches Pathos er niemals wuchtig schroff außer Kontrolle geraten ließ, sondern es mit feinfühlig gezeichneter Basslinie und organischer Phrasierung eher abmilderte und den emphatischen Werken so eine tiefe Innerlichkeit verlieh. Wo andere Pianisten mit heftigen Forte-Attacken vielleicht ein kraftvolles Ausrufezeichen gesetzt hätten, behielt Janne Mertanens äußerst sensible Spielweise stets etwas Suchendes bei.
Ein geheimnisvolles Fragezeichen, das die Flüchtigkeit und die Ambivalenz der soeben geschilderten Emotionen wunderbar unterstrich, schien sowohl über der traumselig wiegenden Barcarole in Fis-Dur als auch in der zum Abschluss dargebotenen Sonate Nr. 3 in h-Moll zu schweben. Klar umrissen trat das Eingangsthema der Sonate hervor, um sich dem Zuhörer gleich darauf in irrlichternder Uneindeutigkeit zu entziehen.
Kaum eine Nuance in Chopins Musik, die Mertanens Interpretation nicht in sich vereinte: Weder ihre flüchtige Zartheit, noch ihre atemberaubende Virtuosität und geheimnisvolle Ambivalenz kamen zu kurz.
ade
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