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26.09.2010 ERÖFFNUNGSKONZERT - BORIS BLOCH
 

Darmstädter Echo vom 28.09.2010:

Der Meister macht es vor

Konzert: Boris Bloch zeigt in Darmstadt, was alles in Klavierwerken stecken kann

DARMSTADT. Eine musikalische Sternstunde, wie sie nur selten zu erleben ist, bot der Pianist Boris Bloch seinen Zuhörern am Sonntag im vollbesetzten Kennedyhaus. Auf Einladung der Chopin-Gesellschaft bestritt der gebürtige Ukrainer, der Professor an der Folkwangschule in Essen ist, das Eröffnungskonzert des von ihm geleiteten Meisterkurses für Pianisten, der bis zum 2. Oktober täglich von 9.30 bis 13 und 15.30 bis 18.30 Uhr im Kennedyhaus abgehalten wird.

Bereits in den zum Auftakt gespielten sechs Sonaten von Domenico Scarlatti steckte ein berückender Reichtum an Farben und Kontrasten, der dem Zuschauer den Eindruck vermittelte, die Musik mit ihren kristallinen Akkorden, zartgetönten Kantilenen und irrlichternden Wendungen nicht nur akustisch, sondern auch visuell zu erleben.

Blochs brillant fokussierter Anschlag schuf eine Transparenz, hinter der die Vielfalt unterschiedlichster Stimmungen leuchtkräftig hervorschien. Obgleich seine Interpretation die Struktur der Sonaten bis ins Letzte durchdrang und ausleuchtete, verlieh sie der Musik gleichzeitig eine verblüffende Rätselhaftigkeit. Blochs jeder feinsten musikalischen Regung nachspürendes Spiel stand in deutlichem Kontrast zu der uhrwerkartigen Präzision und Stringenz, mit der Scarlatti für gewöhnlich dargeboten wird.

Bildermächtige Ausdruckskraft besaßen auch die drei Romanzen op. 28 von Robert Schumann, die der Pianist auf großem Spannungsbogen emotional packend zelebrierte.

Mit brillanter Tiefenschärfe zeichnete Bloch die drei Mazurken aus Opus 17 und das Scherzo Nr. 1 in h-Moll von Frédéric Chopin. Bei aller klanglichen Raffinesse und Sensibilität herrschte bis in die kleinste Note geballte Energie. Die Kunst, leichthändig fließende Phrasierung und Kraftentfaltung in Einklang zu bringen, zeigte Bloch auch in den mit Beifallsstürmen bedachten Auszügen aus Liszts »Années de Pèlerinage«.

Nicht nur für die 13 Teilnehmer des Meisterkurses wird es von Interesse sein, dem Klaviervirtuosen im Verlauf dieser Woche genauer auf die Finger zu schauen und das Geheimnis seines Spiels weiter zu lüften.

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