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19.03.2011 KLAVIERABEND – NORIE TAKAHASHI |
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Darmstädter Echo vom 21.03.2011:
Totenklage in Tönen
Klavierabend: Die japanische Pianistin Norie Takahashi geht in Darmstadt bisweilen zu berherzt ans Werk
DARMSTADT. Zum Gedenken an ihre schwer heimgesuchten Landsleute spielte die japanische Pianistin Norie Takahashi als Zugabe das Adagio aus Ludwig van Beethovens „Pathétique“ in einer sehr persönlichen, von tiefem Ausdruck erfüllten Deutung. Bei ihrem Klavierabend bei der Chopin-Gesellschaft im Darmstädter Kennedy-Haus hatte sie zuvor schon mit dem Kopfsatz der „Mondschein-Sonate“ Beethovens eine ganz nach innen gekehrte, sensible Interpretation geboten, gleichsam eine aufs Klavier übertragene Totenklage. Dass die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Pianistin auch andere Töne anschlagen kann, bewies sie beispielsweise mit dem Finale dieser Sonate, das sie unwiderstehlich im Tempo, stürmisch im Charakter, ausgefeilt in der Technik vorüberhuschen ließ. Ein wenig neigt Norie Takahashi zum Forcieren, was den kleinen Vortragssaal gleichsam erbeben ließ. So trieb sie Ferruccio Busonis romantisierende Bearbeitung der d-Moll-Violin-Chaconne von Bach bis an die Grenzen orchestraler Klangfülle, ohne die dynamische Palette auch nach der Pianissimo-Seite hin ganz auszukosten. Differenzierter gelangen ihr die beiden Legenden von Franz Liszt. Bei der „Vogelpredigt des heiligen Franz von Assisi“ beeindruckte nicht nur das delikat ausgearbeitete Schwirren und Girren, sondern auch die Intensität der Rezitative des Predigers. Und beim Wunder des heiligen Franziskus von Paula dominierte die feierlich schreitende Choralmelodie über das Aufschäumen der Wogen: die Virtuosität, gebändigt durch langen Atem und weiten Spannungsbogen, geriet hier nicht zum Selbstzweck.
Die beiden Nocturnes des Opus 27 von Frédéric Chopin wurden durch Norie Takahashi eng aufeinander bezogen: aus dem düster gestimmten, dramatisch aufgeladenen cis-Moll-Nocturne löste sich das filigrane Schwesterwerk in Des-Dur wie eine leicht schwebende Erscheinung. Sehr konzentriert trug die Pianistin die dunkel getönten d-Moll-Variationen von Johannes Brahms aus dessen erstem Streichsextett in der Klavierfassung vor, bevor sie mit den vier Stücken op. 119 von Brahms ihr pianistisch wie geistig äußerst anspruchsvolles Programm beschloss. Sie hob den versonnenen Charakter der ersten drei Intermezzi hervor, um mit der finalen Es-Dur-Rhapsodie umso kräftiger aufzutrumpfen. Da blieben denn doch im Eifer des Gefechts manche Feinheiten etwas unterbelichtet.
21. März 2011 | Von Klaus Trapp
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