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21.05.2011 BEETHOVEN, EIN MUSIKALISCH-LITERARISCHE
 

Darmstädter Echo vom 23.05.2011:

Gesprächskonzert: Ein Autor und eine Pianistin nähern sich in Darmstadt Beethoven


DARMSTADT. Viel zu erzählen gibt es über das bewegte Leben des Ludwig van Beethoven – manches ist verbürgt, anderes gehört ins Reich der Fabel. Eine Mischung aus Anekdoten und Zeitzeugnissen bot der Autor und Sprecher Hans Werner Wüst bei einem Gesprächskonzert, das die Chopin-Gesellschaft im Darmstädter Kennedy-Haus veranstaltete. Mit sonorer Stimme und pointierter Aussprache zeichnete Wüst ein Porträt des Komponisten, wobei er dessen Schrullen ebenso wie seine künstlerisch-menschliche Größe ins Bild setzte.
Im Mittelpunkt der manchmal allzu breiten Ausführungen standen der „Brief an die unsterbliche Geliebte“ und das „Heiligenstädter Testament“, charakteristische Texte aus Beethovens Feder.
Im Wechsel mit den Lesungen spielte die in Südkorea geborene Pianistin Sung-Hee Kim-Wüst, die bereits im Alter von siebzehn Jahren nach Deutschland gekommen war, Einzelsätze aus Beethovens Klavierschaffen. Dabei beschränkte sie sich auf beliebte Standardwerke: Sonaten, die zwischen 1799 und 1806 entstanden waren.
Unberücksichtigt blieben sowohl die Frühzeit wie auch die bedeutsamen späten Jahre. Die Auszüge aus der „Sonate pathétique“, der „Mondscheinsonate“, der „Sturmsonate“ und der „Appassionata“ belegten immerhin die Spannweite zwischen leidenschaftlich-erregtem und innig-bewegtem Ausdruck, die für Beethoven so typisch ist.
Sung-Hee Kim-Wüst bemühte sich dabei sorgsam um Texttreue, vor allem um dynamische Bandbreite, auch wenn ihr hier und da kleine Flüchtigkeitsfehler unterliefen. Am überzeugendsten gelangen ihr die langsamen Sätze, etwa das geheimnisvolle Adagio der „Mondscheinsonate“ oder das ausdrucksvolle Adagio der „Pathétique“. Mit diesem Satz, der auf die Beschreibung der traurigen letzten Jahre des Meisters folgte, beendete die Pianistin das zweieinhalb Stunden dauernde Gesprächskonzert.

23.05.2011 Klaus Trapp

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