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21.01.2012 KLAVIER-DUO FELIPE VALÉRIO – HANNY KAM |
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Darmstädter Echo vom 23.01.2012:
Über Grenzen hinweg
Neujahrskonzert – Zwei Pianisten bei der Chopin-Gesellschaft im Kennedy-Haus
DARMSTADT. Wie eng die musikalische Welt heute zusammenrückt, war beim Neujahrskonzert der Chopin-Gesellschaft zu erleben. Die in Indonesien geborene Pianistin Hanny Kam und der aus Brasilien stammende Pianist Felipe Valério, die beide in Deutschland studierten, haben sich über Grenzen hinweg zu einem Klavierduo vereint, das sich vornehmlich der Musik Lateinamerikas widmet. Das reiche Farbenspektrum der sinfonisch konzipierten „Cuban Ouverture“ von George Gershwin, die am Anfang des Programms stand, wird in der Klavierfassung natürlich stark reduziert, doch die Duopartner stürzten sich mit viel Temperament auf die zündenden Rumba-Rhythmen, sodass die Konturen des Werks gut sichtbar wurden. Allerdings verleitete der dichte Klaviersatz die beiden Pianisten manchmal zu einer Überbetonung der Forte-Grade, zumal im kleinen Konzertsaal des Kennedy-Hauses. Differenzierter gingen sie bei der Wiedergabe der Tangos aus dem Jahreszeiten-Zyklus von dem Argentinier Astor Piazzolla zur Sache. Hanny Kam gestaltete den Primo-Part technisch brillant und mit Sinn für die lyrischen Einschübe, Felipe Valério gab als Secondo-Spieler die scharfen rhythmischen Grundmuster vor. Hier und da betätigte sich Kam zudem als dezente Schlagzeugerin. Am überzeugendsten gelang der abschließende, dem Winter gewidmete elegische Tango, der mit seinen einfallsreichen Gegenstimmen ein wenig an europäische Barockmusik erinnert. Drei tänzerische Stücke von Ronaldo Miranda, einem zeitgenössischen brasilianischen Komponisten, sind eher dem unterhaltsamen Tonfall verpflichtet, trotz einiger Modernismen. Immerhin gaben sie dem Duo die Möglichkeit, Fingerfertigkeit und präzises Zusammenspiel zu beweisen. Als ein ausgesprochen originelles Werk erwies sich dagegen die Carmen-Fantasie des 1997 verstorbenen Karlsruher Pianisten Werner Genuit. Da werden die beliebten Themen der Oper Bizets geistreich durch den Kakao gezogen, vom chromatisch verfremdeten Marsch der Einleitung über die dem Tango angenäherte Habanera bis zum Zigeunerlied, das sich in einen Paso doble verwandelt. Die beiden jungen Pianisten wurden nach der spritzigen Darbietung im voll besetzten Saal stürmisch gefeiert, und sie bedankten sich mit dem Finale aus dem „Kinder-Karneval“ von Heitor Villa-Lobos.
23. Januar 2012 von Klaus Trapp
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