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11.10.2013 KRITIK ERÖFFNUNGSKONZERT DANG THAI SON
 

Damrstädter Echo vom 14.10.2013 von Klaus Trapp

Ein Auftakt, der Maßstäbe setzt

Chopin-Wettbewerb – Dang Thai Son eröffnet die Veranstaltungsreihe mit klingenden Bildern von Debussy

Der vietnamesische Pianist Dang Thai Son, der zur musikalischen Weltspitze gehört, eröffnete am Freitag in der Darmstädter Orangerie den zehnten Klavierwettbewerb der Darmstädter Chopin-Gesellschaft mit einem begeisternden Klavierabend.

Zur Überraschung vieler Zuhörer legte Dang Thai Son, der seit dem Gewinn des zehnten Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs 1980 in Warschau zur Weltelite an seinem Instrument gezählt wird, den Schwerpunkt des Eröffnungskonzerts auf das Klavierschaffen von Claude Debussy.
Wer hörte, mit welchem Fingerspitzengefühl der heute in Kanada lebende und lehrende Pianist die drei „Estampes“ (Kupferstiche) von Debussy gestaltete, verstand diese Werkwahl gut.
Im ersten Stück „Pagodes“ hob er die Klangschichten mit differenziertem Anschlag voneinander ab, ließ die von der javanischen Gamelan-Musik inspirierten Tonfolgen und Klangfarben delikat aufblühen und vergaß dabei nicht, den musikalischen Fluss strikt einzuhalten. In „Soiree dans Grenade“ betonte er die aus der spanischen Folklore übernommene Rhythmik deutlich, aber unaufdringlich, und in „Jardins sous la pluie“ zeichnete er ein bewegtes Naturbild, das zugleich Züge einer virtuosen Toccata annahm.
Mit gleicher Akribie und Hellhörigkeit zelebrierte Dang Thai Son, der in der siebenköpfigen Jury des Darmstädter Wettbewerbs mitwirken wird, die beiden frühen Arabesken Debussys sowie die drei Stücke des ersten Bandes der „Images“ aus dem Jahr 1905. Hinreißend im Wechsel von tänzerischen und rauschhaften Elementen gelang ihm sodann die Interpretation des pianistisch besonders anspruchsvollen Stücks „L’isle joyeuse“, eine Leistung, die fast noch übertroffen wurde durch das zündende Feuerwerk der die Sammlung der Préludes abschließenden „Feux d’artifice“, die am Ende des Abends als Zugabe erklangen. mehr...