Darmstädter Echo vom 29.06.2015 - von Silvia Adler
Es fließt romantisch
DARMSTADT - Klaviermusik – Pianistin Nadejda Vlaeva bringt fast Vergessenes in Darmstadt zu Gehör
Für ihren Auftritt in Darmstadt hatte die in New York lebende Pianistin Nadejda Vlaeva neben Meisterwerken von Liszt, Beethoven und Chopin auch Werke in Vergessenheit geratener polnischer und ukrainischer Komponisten im Gepäck.
Artur Rubinstein beschrieb den polnischen Pianisten Leopold Godowski folgendermaßen: „Ein kleiner Mann mit rundem lachenden Gesicht, der überall Finger zu haben scheint.“ Um sich die technischen Finessen des 1870 geborenen Autodidaktenanzueignen, würde er selbst 500 Jahre brauchen. Mit „Vier Sätzen aus der „Renaissance-Suite“ nach Jean Philippe Rameau“ aus der Feder des heute kaum noch bekannten Tastenkünstlers eröffnete die bulgarische Pianistin Nadejda Vlaeva ihren Klavierabend in der Chopingesellschaft.
Die stark verdichtete, kontrapunktische Textur mit ihrer komplexen Polyphonie verlangte der aus New York angereisten Interpretin von Beginn an ein hohes Maß an Virtuosität und analytischem Scharfblick ab. Mit energischer, doch fein nuancierter Tongebung durchdrang sie die musikalischen Strukturen des Werkes und charakterisierte die vier Sätze von der gewichtigen „Sarabande“ über die schwebende „Elegie“ bis zum prägnanten „Tambourin“ individuell. mehr....