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PORTRÄT DANG THAI SON |
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Porträt Dang Thai Son
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Darmstädter Echo vom 5.10.2013 - von Thomas Wolff
Der Wegbereiter
Oft ist er zwischen die Fronten der Weltpolitik geraten. Dass der Vietnamese Dang Thai Son heute zur Weltspitze der Chopin-Interpreten zählt, ist seiner Geduld und Beharrlichkeit zu verdanken. Vor dem Konzert am Freitag (11.) in Darmstadt erzählt er im ECHO-Gespräch von seinem hürdenreichen Weg.
DARMSTADT. Seine weiche Stimme bekommt einen fast träumerischen Ton, wenn er von den Nächten in den Bergen erzählt, damals in den Sechzigern, im Krieg. Ins schwer zugängliche Bergland im Norden Vietnams, fern der Heimatstadt Hanoi, hatte sich die Familie von Dang Thai Son geflüchtet, mit zigtausenden Landsleuten, nachdem US-Präsident Lyndon B. Johnson die Flächen-Bombardierung der Region angeordnet hatte. „Es war tiefe Steinzeit“, was die Musikkultur anging, sagt er. Kein Strom, keine Platten, natürlich keine Konzerte. „Aber ich hörte in der Stille und Dunkelheit manchmal die Klavierklänge meiner Mutter, sie spielte Chopins Mazurken und Nocturnes“, erinnert sich Dang; „das wird mich sicher beeindruckt haben.“ Das ist eine der charmanten Untertreibungen, mit denen der heute 55 Jahre alte Künstler im Gespräch aufwartet. Das nächtliche Spiel seiner Mutter, einer hoch geschätzten Klavierlehrerin, war die Initialzündung zu einer Weltkarriere. Wenn Dang Thai Son jetzt nach Darmstadt kommt, als Gastkünstler und Juror des bevorstehenden internationalen Chopin-Wettbewerbs, wird er in der Orangerie auch die „Nocturnes“ spielen, mit denen alles anfing. Welche Hürden der junge Musiker noch würde überwinden müssen, ahnte er damals freilich nicht. mehr...
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