Darmstädter Echo vom 21.01.2013
Zwanzig flinke Finger
Chopin-Gesellschaft – Klavierkonzert mit dem Duo Justine Verdier und Daniel Diaz DARMSTADT.
Die Französin Justine Verdier und der Spanier Daniel Diaz, die sich während des Studiums in Salzburg 2008 als Klavierduo zusammentaten, traten im Rahmen der Reihe „Junge Meisterpianisten im Kennedyhaus“ auf – und sie verdienen diesen Ehrentitel. Mit der „Petite Suite“ von Claude Debussy feierten sie einen gelungenen Einstand, auch wenn die ersten Sätze „En Bateau“ und „Cortège“ noch ein bisschen zaghaft klangen. Doch mit dem „Menuet“ und dem „Ballet“ fanden sie zu einer zugleich delikaten und temperamentvollen Spielweise, die von genauem Aufeinanderhören geprägt war. Durchweg entgingen sie der Gefahr, allzu massiv zu Werke zu gehen. Zudem harmonierten sie vorzüglich im Differenzieren von Haupt- und Nebenstimmen, wobei Verdier als Primaria unaufdringlich, aber unüberhörbar den Ton angibt. Bei Mozarts C-Dur-Sonate KV 521 imponierten nicht nur die flinken Finger des Paares, sondern auch die Klarheit, mit der die eingängige Thematik und ihr Dialog gestaltet waren. Justine Verdier konnte ihren fein perlenden Anschlag einbringen, während Daniel Diaz sich hellhörig anpasste. Im Andante spielten beide die dynamischen Kontraste überzeugend aus, ohne zu übertreiben. Im Rondo-Finale befremdeten ein wenig die stets wiederkehrenden agogischen Verzögerungen. Die beiden erfassten die tiefernsten Variationen über ein Thema von Schumann, die Johannes Brahms in jungen Jahren als eine Art Trauermusik für den Meister schrieb, in ihrer komplexen Gestalt sicher, wobei die unterschiedlichen Charaktere der zehn Variationen deutlich ausgeprägt waren. Ein wenig Mühe hatten die Interpreten nur mit dem Thema, das allzu breit angelegt war. Hervorragend gelang dem „Duo Pianissimo“ dagegen das „Allegro brillant“ mit einleitendem Andante von Felix Mendelssohn Bartholdy. Tänzerische Leichtigkeit beherrschte die an den Elfenspuk der Sommernachtstraum-Musik erinnernden Themen. Als fulminanten Abschluss hatte das Duo eine Bearbeitung von Smetanas sinfonischer Dichtung „Die Moldau“ gewählt. Mit Geschick unternahmen Verdier und Diaz den Versuch, den Farbenreichtum des Originals anzudeuten und die bilderreiche Tonsprache prägnant auszuarbeiten. Der Beifall im Kennedy-Haus war stürmisch.
Klaus Trapp
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