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03.10.2012 ABSCHLUSSKONZERT MEISTERKURS
 

Darmstädter Echo vom 06.Oktober 2012:

Melancholischer Zauber

Klassik-Talente – Abschlusskonzert des Meisterkurses der Chopin-Gesellschaft

DARMSTADT. Bereits der öffentlich abgehaltene Meisterkurs hatte in den vergangenen Tagen zahlreiche Zaungäste ins Kennedyhaus gelockt, die dem renommierten Klavierprofessor bei seiner Arbeit mit jungen Nachwuchspianisten genauer auf die Finger sehen wollten. Nach sechs intensiven Probentagen präsentierten die Kursteilnehmer nun beim Abschlusskonzert in der Orangerie die Ergebnisse ihrer Arbeit.
Dabei fiel auf, dass Natochennys Meisterschüler ausnahmslos einen sehr persönlichen Zugang zu den Stücken suchten. Unabhängig von ihrem technischen Niveau und ihren pianistischen Möglichkeiten schien bei jedem Kursteilnehmer der Wunsch im Mittelpunkt zu stehen, sich ganz auf die Komposition einzulassen und sie gedanklich wie seelisch zu durchdringen.
Während das von Susanne Hardick zum Konzertauftakt gespielte Nocturne op. 27 Nr. 2 in Des-Dur von Frédéric Chopin sanften melancholischen Zauber verströmte, dominierten in dem übrigen Programm vor allem die dramatischen und abgründigen Töne.
Für diabolisch wirbelnde Klangenergie sorgte die Russin Elena Koreneva in Rachmaninows „Moment Musicaux op. 16 Nr. 4 in e-Moll“. Nicht minder feurig klang Leonardo Hilsdorfs kraftvolle Interpretation des ersten Satzes von Brahms emotional aufgepeitschter „Sonate in C-Dur op. 1“. Noch nicht vollständig austariert schien bei beiden Pianisten allerdings die Gewichtung der Stimmen. Während Korenevas virtuose linke Hand häufig die obere Stimme überdeckte, stachen bei Hilsdorf die von der rechten Hand auf die Tasten gepeitschten Töne in hoher Lage allzu grell und drastisch hervor.

Mit einer dramatischen Kraft, die einer innerer Durchlässigkeit zu entspringen schien, begeisterte dagegen Angela Kim, deren alle Seelenqualen auslotende Interpretation von Francks „Prélude, Choral et Fugue“ unbestritten zu den Höhepunkten des Konzertabends gehörte.
Großen Beifall sicherte sich auch Sven Bauer, der in der „Ungarischen Rhapsodie Nr. 12“ von Liszt mit großartigem Tempogespür und gelungener Phrasierung auf sich aufmerksam machte. Einziges Manko seines leichthändig virtuosen Spiels war die Unvollständigkeit der Palette seiner Klangfarben, ohne deren reiches Spektrum kein Liszt-Interpret auskommt.
Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch der Auftritt des erst 16 Jahre alten Nuron Mukumi, der den Konzertabend mit zwei fulminant gespielten Scherzi von Chopin beschloss.

Silvia Adler

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