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15.09.2012 KONZERT YURI BLINOV
 

Darmstädter Echo vom 18. September 2012:

Kraftakt ohne Grenzen

Klaviermusik – Die Chopin-Gesellschaft würdigt die verstorbene Irmgard Hörl
DARMSTADT.


Als „Motor und Seele der Chopin-Gesellschaft“ bezeichnet Maciej Lukaszczyk die am 7. Juli verstorbene Irmgard Hörl. Zu Beginn des ihr gewidmeten Klavierabends im Kennedyhaus würdigte der Präsident der Chopin-Gesellschaft das Engagement seiner Mitstreiterin. Mehr als vierzig Jahre hatte die Sprachwissenschaftlerin dem Vorstand angehört. Sie beteiligte sich intensiv an der Organisation der ersten Klavierwettbewerbe und Meisterkurse der Chopin-Gesellschaft in Darmstadt und wirkte mit bei den Vorbereitungen für die Polnischen Musik- und Kulturwochen. Zusammen mit ihrem ehemaligen Klavierlehrer Lukaszczyk, der die Chopingesellschaft 1970 in Leben gerufen hatte, kümmerte sie sich über Jahrzehnte hinweg um das laufende Konzertprogramm der Gesellschaft. Dabei bewies sie nicht nur eine glückliche Hand bei der Auswahl talentierter Nachwuchskünstler, sondern besaß auch besonderes Feingefühl im persönlichen Umgang mit den Pianisten. Noch in diesem Jahr hatte sie sich trotz ihrer schweren Erkrankung an der Planung der neuen Konzertsaison sowie der Gestaltung der Programmhefte beteiligt; von ihrer Hand war auch das Programm des ihr gewidmeten Klavierabends mit dem weißrussischen Pianisten Yuri Blinov am Samstag im Kennedyhaus.
Mit Bachs zum Auftakt gespielter Toccata in fis-Moll sorgte der aus Minsk stammende Künstler für einen pianistischen Paukenschlag. Mit energischem, fast wütendem Anschlag drang Blinov in die Musik ein und führte den Zuhörer hinab in geheimnisvolle Tiefen. So erlangte Blinovs Bachinterpretation Momente schmerzlich peinigender Ungewissheit, die vor allem in den wuchtigen Forte-Attacken wurzelten.
Mit seiner stupenden Pianistik erzeugte Blinov auch in Brahms’ sieben Fantasien op. 116 eine fulminante Klangintensität. Vital, kraftstrotzend und feurig versah er die Stücke mit leuchtend prägnanten Klangfarben und überzog sie zugleich mit einem melancholischen Schleier. Allerdings hielt die Eindringlichkeit seines dramatischen Spiels in den zurückgenommenen Passagen nicht an. Gegenüber den Forte-Ausbrüchen, die von einer übermarkanten Basslinie zur Explosion gebracht wurden, fehlte es den leisen Tönen an innerer Stringenz und emotionaler Überzeugungskraft. Auch in den vier Mazurken op. 25 von Skrijabin und Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre nutzte sich die Wirkung des wuchtig hämmernden Klangvolumens ab, da es im Piano kein Gegengewicht fand.
Erst in der als Zugabe gespielten Etüde in cis-Moll op. 25 fanden beseelte Innerlichkeit und packende Dramatik eine überzeugende Balance.

Silvia Adler


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